Immer wieder werde ich gefragt: Wie färbst du das eigentlich, wie geht das?
Deshalb möchte ich euch einen kleinen Einblick in meine Färbeküche geben. Natürlich kann ich euch nicht jedes Detail verraten, aber es wird ausführlich genug sein, damit ihr euch vorstellen könnt, wie viel Arbeit in jeder handgefärbten Strange Wolle steckt.Vielleicht versteht ihr dann auch, weshalb handgefärbte Wolle nie so günstig sein kann, wie industriell gefärbte Wolle.
Ich färbe viel in der Pfanne, im heissen Färbebad. Deshalb zeige ich euch hier diese Technik. Aber natürlich gibt es noch ganz viele andere Methoden um zu färben.Jede/r FärberIn hat seine/ihre eigenen Tricks und Techniken.
Zuerst überlege ich, welche Wolle ich färben will und wie viel davon.
In meinem Beispiel nehme ich die Feine, das ist eine 100% Merino-Wolle, in Superwash Qualität.
Ich habe hier 100g Strangen. Es ist wichtig zu wissen, wie viel Wolle (also das Gewicht) ich färben will, denn davon hängt ab, wie viel Farbe ich benötige.
Ich binde die Strangen mit einem festen Baumwollgarn nochmals 2 mal locker ab (mit einer acht-förmigen Schlinge).
Diese zusätzlichen Abbindungen helfen, dass sich die Strangen im Färbebad nicht zu stark verknoten und an diesen Schlaufen kann ich die Strangen sehr gut halten, um sie ins Färbebad zu tauchen.
Nun werden die so vorbereiteten Strangen in ausreichend handwarmem Wasser mehrere Stunden eingeweicht.Das geht zum Beispiel sehr gut über Nacht.
Nun kann es mit dem Färben los gehen. Als erstes setze ich einen genügend grossen Topf mit Wasser auf den Herd. Die Menge des Wassers ergibt sich aus der Menge der Wolle und der Färbetechnik. Ich färbe hier im Beispiel nur gerade 200g Wolle, deshalb nehme ich nicht übertrieben viel Wasser.
Den Deckel aufsetzen und das Wasser bis ca.80°C erhitzen lassen.
In der Zwischenzeit decke ich den Tisch mit Plastikfolie ab und beginne meine Farben zu mischen und abzumessen.
Ich färbe mit Säurefarben, das heisst die Farben brauchen eine Säure um sich fest an die Fasern zu binden. Ich verwende Zitronensäure, wie sie auch zum Einkochen von Sirup oder Konfitüre verwendet wird. Aber auch Essig funktioniert, riecht allerdings etwas streng.
Die Farben kommen in Pulverform zu mir. Ich rühre mir damit mit heissem Wasser eine hoch konzentrierte Stocklösung an, die ich dann nach Bedarf weiter verdünne, je nach Intensität der Farbe und Menge der Wolle.
Ich arbeite nur mit den Farben: Rot,Orange, Gelb, Blau, Türkis und Schwarz. Alle andern Farbtöne werden aus diesen Farben zusammen gemischt, ähnlich wie beim Malen mit Wasserfarben.
Wichtig dabei ist es: immer alles aufschreiben! Alle Mengen und Arbeitsschritte genau notieren, denn vielleicht wollt ihr einmal genau diese Farbe noch einmal färben!
Um die Farbmengen genau abzumessen, verwende ich Einwegspritzen ohne Nadeln in verschiedenen Grössen.
In den Gläsern befinden sich diverse Farbmischungen für meine Garne. Ich mische sie meist in etwas grösseren Mengen an und bewahre sie in diesen Gläsern auf. Auch hier : anschreiben, was drin ist!
Mittlerweile ist das Wasser im Topf genug heiss und ich kann starten. Ich hole die eingeweichten Strangen aus dem Wasser, drücke sie etwas aus und drehe sie locker zusammen.
Ich zeige euch hier meine Technik zum Färben meiner Lebhaften. Bei den Lebhaften besteht die Farbe aus mehreren "Schichten" verschiedener Farben.
Hier gezeigt: die Farbe Peacock.
Ich lege nun die Strangen ins heisse Wasser und gebe mit einer Spritze meine berechnete Menge Orange hinzu. Bei der Feinen legt sich die Farbe relativ schnell an die Fasern, was an der Superwash- Ausrüstung liegt. Bei andern Fasern, wie z.B. Seide dauert dieser Prozess etwas länger.
Ich rühre nicht zu stark, da ich möchte, dass sich die Farbe nur Fleckenweise verteilt. Ausserdem gebe ich etwas Zitronensäure dazu, damit sich die Farbe schön an die Fasern legen kann.
Ist die orange Farbe aufgesogen, nehme ich die Strangen aus dem heissen Wasser (Handschuhe und Hitzeschutz verwenden!). Ich gebe nun Türkis ins Wasser und verteile die Farbe mit einer Holzkelle. Die Strangen werden etwas umgewickelt und wieder ins Färbebad gelegt. Wieder gebe ich Zitronensäure dazu und lasse die Strangen zirka 10 Minuten im Färbebad.
Wenn alle Farbe aufgesogen ist, nehme ich die Strangen nochmals heraus und gebe nun die Farbe Blau in den Topf. Die Strangen werden nun ganz geöffnet und locker ins Färbebad zurück gegeben. Nun rühre ich etwas mehr um, da ich möchte, dass sich die Farbe wirklich überall verteilt. Wieder etwas Zitronensäure dazu geben und ab und zu umrühren. Wenn die Farbe komplett aufgesogen ist, sind die Strangen fertig gefärbt (Gesamt- Dauer zirka 20-30 Min.).
Ich lasse sie im Topf etwas abkühlen, anschliessend wasche ich sie sorgfältig mit einem milden Waschmittel aus, spüle sie und hänge sie zum Trocknen über die Wäscheleine.
Sind die Strangen komplett trocken, drehe ich sie satt zusammen, oder wickle Knäuel daraus.
Das wars für heute, ich hoffe, es hat euch gefallen.
Über Kommentare freue ich mich immer!
Eure Regula Rudin
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